Die Braunschweiger Landwehr war ein Teil der Befestigungsanlagen gegen Ende der mittelalterlichen Stadt Braunschweig (ca. 14. – 16. Jahrhundert). Die Stadt war zunächst durch fünf Maßnahmen geschützt:
- Die Stadtmauer (Reste sind heute noch sichtbar z.B. am Gieseler oder an der Neustadtmühle)
- den inneren Umflutgraben (sichtbar heute noch als Mühlgraben)
- den äußeren Wall (Parkanlagen: Inselwall etc.)
- den äußeren Umflutgraben (künstlich geschaffener Verlauf der Oker)
Eine weitere Maßnahme bestand in der Braunschweiger Landwehr, die seit dem 14. Jahrhundert einen Ring mit einem Radius von 3 - 10 km um die Stadt herum zog und damit wichtiger Bestandteil des Braunschweiger Sicherheitssystems war. Sie bestand aus einem Erdwall zwischen zwei wasserge-füllten Gräben, der mit dornigem Buschwerk dicht bewachsen war. Gewissermaßen als äußerer Schutzring umgab sie einige Dörfer sowie Weideland und war schwierig zu überwinden. An den Durchlässen der großen Handels- und Heerstraßen befanden sich Kontroll-schranken vor gemauerten Türmen: Raffturm, Rüninger Turm, Schöppenstedter Turm, Gliesmaroder Turm, Wendenturm und Ölper Turm. Von den Türmen aus konnte der Turmwärter optische Signale in Richtung der Turmwärter von St. Katharinen und St. Martini aussenden, die dann die Schließung der Stadttore von Braunschweig veranlassen konnten.
Bedeutung der Landwehr
Eigentlich hatte die Landwehr keine militärische Bedeutung, Sie schützte die Stadt vor Raubrittern, unerwünschtem fahrenden Volk und vor Viehdiebstählen auf den Weiden der Stadt. Sie hielt auch Beute machende Söldnertruppen von der Stadt fern. Hauptsächlich zeigte sie die Grenze der Stadt Braunschweig. Die Türme unterstanden wie die Landwehr den Landwehrvögten, die für die Unterhaltung der Anlagen sorgen mussten. Noch im Jahr 1595 gab es einen städtischen Reiter, der die Aufgabe hatte, die Land-wehren ständig zu kontrollieren. Neben den Türmen gab es von Anfang an schon Gastwirtschaften. Die Krüger hatten Speise und Trank für die Durchreisenden bereitzuhalten. Sie übten auch hoheitliche Funktionen aus und wurden vom Rat der Stadt vereidigt. Sie sollten die Landwehren beobachten und nachts - bei Krisenfällen auch tagsüber - die Schlagbäume geschlossen halten, Verdächtige Begebenheiten und Personen hatten sie sofort dem Rat zu melden. Nach dem Mittelalter verloren die Landwehren allmählich an Bedeutung.
Verlauf der Landwehr
In Lehndorf parallel zur Straße Am Horstbleek ist noch das besterhaltene Stück Landwehr zu erkennen. Von dort verläuft sie durch das Lammer Holz und das heutige Neubaugebiet Lammer Busch-Ost bis zum Raffturm. Weiter am östl. Rand des Timmerlaher Busch entlang bis zur Timmerlahstraße und von dort zur Rothenburg. Vom gleichnamigen Bergfried an der heutigen Straße An der Rothenburg und dem Fuhsekanal (früher auch als Aubach oder Landwehrkanal bezeichnet) Zum Rüninger Turm. Östlich der Oker entlang des Springbaches (ehemaliger Grenzgraben zwischen Melverode und Stöckheim) zur südwestlichen Spitze des Heidbergsees. Hier stand das Kleine Weghaus an der damaligen Straße nach Salzdahlum. Am Südrand vom Kohli Holz nach Mascherode zur Landwehrstraße. Die Landwehr verlief im Rautheimer Holz auf der noch heutigen Feldmarkgrenze nach Salzdahlum. In nördlicher Richtung entlang der Wabe zum Schöppenstedter Turm. Hier war wegen des sumpfigen Geländes keine besondere Befestigung notwendig. Ebenso entlang der Wabe und Mittelriede an Riddagshausen vorbei zum Gliesmaroder Turm. Weiter entlang der Aue von Wabe und Mittelriede und vereint in der Schunter zum Wendenturm. Von dort östlich zum Südende von Veltenhof an die Oker. In südlicher Richtung bildete das Steilufer der westlichen Okerseite eine natürliche Barriere bis nach Ölper. Vom Ölper Turm über die Straße Alte Landwehr verlief diese westwärts nach Lehndorf.
Die Braunschweiger Landwehr
Überreste im Ölper Holz in Lehndorf Am Horstbleek. Die Lehndorfer Schutzwehr konnte den Ort bei den wiederholten Belagerungen der Stadt Braunschweig nicht schützen. Sie wurde drei Mal von den herzoglichen Truppen durch Brand zerstört.